Programmkinos und kommunale Kinos setzen beim Filmprogramm auf Individualität und stehen beim Publikum für ein persönliches, anspruchsvolles Programm. Neben einer gezielten Auswahl der möglichen Neustarts schärfen eigene Entdeckungen, lokale Festivals oder thematische Filmreihen das Profil eines Kinos. Für eine besonders engagierte Arbeit bei der Programmierung vergeben die meisten Länderförderer sowie die/der Beauftragte für Kultur und Medien jährlich Kinoprogrammpreise sowie Sonderpreise in den Kategorien Dokumentarfilm und Kinderfilm (siehe „Kinoförderung“).
Immer vielfältiger werden im Zuge der Digitalisierung die Möglichkeiten, eigene filmische Schwerpunkte zu setzen. Viele Kinos stellen Filmreihen
zu bestimmten Themen oder für ein bestimmtes Publikumssegment zusammen: Länderreihen, Retrospektiven, Queeres Kino, B-Movie-Schätze, feministisches Kino, politische Dokus, Nachwuchsarbeiten, Kurzfilme, regionales Kino, Filmklassiker, um nur einige Schlagworte zu nennen. Dabei muss nicht die gesamte kuratorische Arbeit im Lichtspielhaus geleistet werden. Immer wieder werden Filmpakete angeboten, wie die „Femmes Totales“-Reihe des eksystent Filmverleihs, die Fellini-Retrospektive von missingFilms oder die Länderreihen „Cinema Italia!“ und „Cinespañol“. Manche Filmverleihe haben sich auf bestimmte Schwerpunkte spezialisiert und stehen gerne als Partner bei der Programmplanung zur Verfügung.
Durch die digitale Restaurierung ist immer mehr Repertoire
in guter Qualität (abhängig von der Leinwandgröße sollten es mindestens 2K Auflösung sein) und in multiplen Sprachfassungen für eine Wiederaufführung im Kino verfügbar. Einige Verleihfirmen wie Universal Pictures oder Studiocanal arbeiten gezielt an der Wiederverfügbarmachung ihres Back-Katalogs für Kinos als DCP. Bei ausgefalleneren Wünschen müssen Kinos oft auf eine Handels-Blu-Ray zurückgreifen und die Lizenzen direkt mit den Rechteinhabern verhandeln (siehe „Die Filmbestellung“). Eine Übersicht über bei deutschen Verleihfirmen verfügbare Filme bieten die Homepage des VdF und der kostenpflichtige Verleihkatalog von Filmecho/Filmwoche. Mögliche Rechteinhaber lassen sich auch über die Internet Movie Data Base recherchieren.
Vom Nischenprodukt hat sich der Dokumentarfilm zu einem festen Bestandteil des Kinoprogramms entwickelt. Dokumentarfilme konkurrieren mittlerweile auf Festivals mit Spielfilmen um Publikumspreise und erobern die Arthouse-Kinocharts. Sie machten im Jahr 2019 24 % aller Kinostarts aus, verbuchten allerdings nur 1,8 % aller verkauften Tickets. Mit einem zielgenauen Marketing können Dokumentarfilme ein thematisch interessiertes Publikum („built-in audience“) erreichen, beispielsweise politisch oder ökologisch Interessierte oder Fans einer bestimmten Band oder Sportart. Auf Dokumentarfilm spezialisierte Verleihfirmen sind beispielsweise Real Fiction Filmverleih, W-film und mindjazz pictures.
Wichtige Ansprechpartner für den Kurzfilm sind die KurzFilmAgentur Hamburg, die Berliner interfilm und die AG Kurzfilm e. V., die die Interessen der Kurzfilmszene bündelt und einmal im Jahr ein Tourneeprogramm mit den Gewinnern des deutschen Kurzfilmpreises zusammenstellt.
Viele Kinos setzen bei der Programmarbeit auf Kooperationen
mit Partnern vor Ort. Das kann die Vermietung des ganzen Kinos oder einzelner Säle an ein Festival sein, die Überlassung eines Programmtermins an einen externen Veranstalter oder gemeinsam geplante Events und Filmreihen mit Filmclubs, Vereinen, Kulturinstitutionen, Schulen oder Bürgerinitiativen. Kooperationen benötigen eine gute, kontinuierliche Kommunikation und intensive Betreuung, sie bieten im Gegenzug die Chance, ein diverses Programm anzubieten und über die Netzwerke der Kooperationspartner neue Zuschauergruppen anzusprechen.
Ein weiterer Baustein engagierter Programmgestaltung ist die direkte Ansprache und Einbindung des Publikums. Viele Verleihe organisieren zum Start deutscher Produktionen Kinotouren, auf denen Filmschaffende Filmtheater besuchen, und auch abseits solcher Kinotouren laden Arthouse- und kommunale Kinos regelmäßig Gäste zu Filmgesprächen ein. In einigen Häusern gehört eine persönliche Begrüßung des Publikums und Einführung vor dem Film zum Profil. Eine Beteiligung an der Programmgestaltung bieten hauseigene Filmclubs, Wunschfilmabende oder „Open Screen“-Veranstaltungen, bei denen Amateurfilmschaffende eigene Arbeiten präsentieren können.