1 Publikum & Besuchsverhalten
Jedes Jahr veröffentlicht die Filmförderungsanstalt in den Marktstudien „Kinobesucher“ und „Programmkinos in der Bundesrepublik Deutschland und das Publikum von Arthouse-Filmen“ aktuelle Zahlen zum Kinobesuch in Deutschland.
2019 besuchten 25,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer deutsche Kinos und erwarben 113 Millionen Kinokarten. Rechnerisch geht jeder dieser Gäste 4,4 Mal pro Jahr ins Kino. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet liegt die Kinobesuchsrate bei 1,4 Kinobesuchen pro Person und Jahr. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist diese mit 2,5 Kinobesuchen pro Person und Jahr dabei deutlich höher als im ländlichen Raum.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit einem Pro-Kopf-Besuch mit 1,4 Kinobesuchen pro Person und Jahr an hinterster Stelle der Industrienationen, was auch darin begründet ist, dass Deutschland über die niedrigste Kinoreichweite verfügt. Nur rund 38 % aller Deutschen gehen regelmäßig ins Kino. In Frankreich sind es 67 % in Frankreich, in Großbritannien und den USA über 70 %.
Das Publikum: Soziografische Merkmale
Während der Anteil der 30– bis 49-Jährigen am Kinopublikum in den letzten fünf Jahren relativ stabil geblieben ist (2015: 33 %; 2019: 35 %), veränderte sich das Besuchsverhalten an den Rändern signifikant: Die junge Zielgruppe zwischen 10 und 29 Jahren ging bedeutend weniger ins Kino (2015: 41 %, 2019: 34 %), wohingegen der Kinobesuch in der Altersklasse ab 50 Jahren zunahm (2015: 26 %; 2019: 31 %). In den letzten fünf Jahren erhöhte sich das Durchschnittsalter der Besucherinnen und Besucher damit von 36,9 auf 39,5 Jahre. Mehr als die Hälfte der Kinobesucherinnen und -besucher verfügen über einen höheren Bildungsabschluss und 44 % gehören mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mindestens 3.000 Euro zu den Besserverdienenden. Mit 53 % gehen etwas mehr Frauen als Männer ins Kino, unter den „Heavy Usern“ (also Personen, die öfter als 7 Mal im Jahr ins Kino gehen) sind die Männer mit 58 % stärker vertreten.
Besuchsverhalten
Über die Hälfte der Kinobesuche finden in den ersten zwei Wochen nach Filmstart statt. Die meisten Filmfans gehen am Donnerstag, Freitag oder Samstag und in Gruppen von mindestens zwei Personen ins Kino. Immerhin 12 % der Zuschauerinnen und Zuschauer besuchen Filmvorführungen aber auch alleine. Die bevorzugten Anfangszeiten liegen zwischen 20 und 21 Uhr, aber fast ein Drittel des Publikums, insbesondere Kinder und Menschen über 60 Jahre, bevorzugen Vorstellungen vor 17 Uhr. Immer noch wird die überwiegende Anzahl aller Tickets (83 %) direkt am Tag der Vorführung im Kino gekauft, die Tendenz zum Online-Kauf ist allerdings in allen Altersgruppen steigend. Mehr als die Hälfte des Publikums kauft zusätzlich zum Ticket auch Concessions.
Besuch von 3D-Filmen
Das 3D-Kino hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, macht aber immer noch 15 % aller verkauften Kinotickets aus. Von 2017 bis 2019 schrumpfte der Verkauf von 3D-Tickets von 27,7 auf 17,2 Millionen um mehr als ein Drittel, gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Zuschauerinnen und Zuschauer, die 3D-Filme lieber in der 2D-Fassung sehen wollten, auf 62 %.
Arthouse-Kinobesuch
Die Arthouse-Kinos haben im Durchschnitt weniger junge Gäste unter 29 Jahren (19 % im Vergleich zu 34 %) und mehr Gäste über 50 Jahren (53 % im Vergleich zu 31 %) als die Gesamtheit der Kinos. Die Besucherinnen und Besucher von Arthouse-Kinos verfügen über einen etwas höheren Berufsabschluss und leben häufiger in Ein- oder Zwei-Personen-Haushalten. Sie gehen regelmäßiger ins Kino – immerhin 42 % gingen 2019 vier Mal und öfter ins Kino (Gesamtpublikum: 25 %) –, geben aber fast 1 Euro weniger für Verzehr aus als der Durchschnitt des Kinopublikums (7,12 EUR vs. 7,99 EUR).
Die junge Zielgruppe
Das Kino spielt in der Mediennutzung junger Menschen eine zunehmend geringere Rolle. Bei der jüngsten erfassten Zielgruppe der 10– bis 19-Jährigen waren sowohl die Reichweite (2015: 79 %; 2019: 68 %) als auch die Besuchsintensität (2017: 5,5; 2018: 3,9 Besuche pro Jahr) in den letzten fünf Jahren deutlich rückläufig. Dies ist nicht nur für die Traditions- und Multiplexkinos, sondern für die gesamte Branche eine Herausforderung, da mit den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern der Kinonachwuchs verlorengeht.