Die Filmwirtschaft

1 Die internationale Auswertungskette

Die klassische Auswertungskette, die ein Film von der Entstehung über den Kinostart bis hin zur Ausstrahlung im Free-TV durchläuft, beginnt mit der Filmproduktion. Internationale Marktführer sind hier die großen Hollywood-Studios („Majors“) Disney, Universal, Sony, Paramount und Warner Bros., die für einen globalen Markt produzieren. Die größten lokalen Filmmärkte gibt es in Indien, das mit fast 2.000 Spielfilmen im Jahr die mit Abstand meisten Filmproduktionen weltweit vorzuweisen hat, gefolgt von Nigeria, USA, China und Japan. In Deutschland werden im Jahr rund 250 Spiel- und Dokumentarfilme produziert, ähnlich sieht es in den cinephilen Nachbarländern Frankreich, England und Spanien aus.

239 deutsche Produktionen und Ko-Produktionen kamen im Jahr 2018 in Deutschland ins Kino. Davon waren 145 Spiel- und 94 Dokumentarfilme. Insgesamt waren 641 neue Langfilme im Kino zu sehen.

Die fertigen Filme werden zumeist an eine World Sales Agentur übergeben, die die Auswertungsrechte an lokal agierende Filmverleihe weiter verkauft. Die Filmverleihe erwerben die Auswertungsrechte für ein bestimmtes Territorium, einen bestimmten Zeitraum und für bestimmte Medien (Kino, DVD/Blu-Ray, VoD, TV). In einigen Fällen gehen Filme auch direkt an den Verleih – das ist zum Beispiel der Fall bei den Majors, die ihre Filme über vertikal integrierte Verleihfirmen ins Kino bringen. In anderen Fällen sind Verleihkooperationen schon vor Fertigstellung vereinbart oder Verleihfirmen als Co-Producer mit im Boot.

Gerade im Arthouse-Segment werden viele Filme vor dem Kinostart auf internationalen und nationalen Filmfestivals präsentiert. Hier werden weniger Einnahmen generiert, als vielmehr Prestige und Auszeichnungen gesammelt. Eine gute Vorab-Presse und Preise auf wichtigen Festivals helfen bei der späteren Vermarktung der Filme und sind auch für die deutsche Film- und Verleihförderung relevant.

Über den Kinostarttermin bestimmt der Filmverleih. Ebenso organisiert er die Marketing- und Pressekampagne (siehe „Filmwerbung & Verleihmarketing“) und vermietet den Film an die Kinos, die den Film für einen vereinbarten Zeitraum buchen und dafür einen Teil der Eintrittserlöse an den Verleih abgeben, der von den Einnahmen wiederum einen Prozentsatz an die Produktion weitergibt. Erst nach der Auswertung im Kino erscheint der Film dann als DVD/Blu-Ray, auf VoD oder wird im TV ausgestrahlt. Dieses „Auswertungsfenster“ zwischen Kinostart und Weiterverwertung liegt in der Regel bei 6 Monaten.

Das Auswertungsfenster

Für von der FFA – Filmförderungsanstalt geförderte Produktionen ist die Auswertungsreihenfolge gesetzlich vorgeschrieben. Es gibt vier Stufen: Kino, DVD/VoD, Pay-TV und Free-TV. Jede Stufe darf in die Auswertung erst nach Ablauf einer Sperrfrist einsteigen. Auf Antrag kann der Abstand zwischen Kinostart und „Home Video“-Start in Ausnahmefällen von sechs auf vier Monate verkürzt werden, z. B. wenn ein Film im Kino deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt und nach wenigen Wochen nicht mehr gespielt wird. Die Entscheidung hierüber obliegt dem Präsidium der FFA. Ist der Film nicht gefördert, werden die Auswertungsfenster zwischen den Parteien frei verhandelt. Hierzu gibt es ein „Gentlemen’s Agreement“ von 120 Tagen. Wie groß das Auswertungsfenster sein sollte, und wie es international harmonisiert werden kann, wird in der Branche kontrovers diskutiert. Während insbesondere die Streamingdienste ein Interesse daran haben, das Fenster zu verkürzen, betonen die Kinos die Bedeutung der Filmauswertung in den Filmtheatern als „Lokomotive der Auswertungsfolge“, von der letzlich alle Stufen profitieren. Im Zuge der Coronakrise haben einzelne Verleihfirmen 2020/2021 erstmals für das Kino vorgesehene Filme unmittelbar nach oder sogar vor Kinostart als Stream zur Verfügung gestellt.

2 Die Kinolandschaft

Deutschland hat eine weltweit einmalig lebendige und vielfältige Kinolandschaft, die von internationalen Ketten über mittelständische Familienunternehmen bis hin zu von Vereinen betriebenen Filmclubs reicht. 1.734 Filmtheater mit 4.961 Leinwänden und 798.442 Sitzplätzen generierten laut FFA im Jahr 2019 einen Gesamtumsatz von 1.024 Millionen Euro. Hiervon entfielen rund 50 % auf die Multiplexkinos, die mit mehr als 1.500 Leinwänden ca. 30 % des Kino-Angebots ausmachen. Die andere Hälfte des Kinogesamtumsatzes teilen die traditionellen Innenstadt- und Erstaufführungskinos, Cineplexe, Filmkunsthäuser, kommunalen Kinos und Kino-Sonderformen (Open-Air, Autokino, Wanderkino, Uni-Kino, Vereine) unter sich auf. Während unter „Multiplex“ ein Kino mit mindestens acht Leinwänden verstanden wird, gibt es für die anderen Kinoarten keine eindeutigen Kriterien. Die Bezeichnungen beziehen sich auf die inhaltliche Ausrichtung des Programms (Programmkino, Arthouse-Kino, Off-Kino), den organisatorischen Status (Independent-Kino, kommunales Kino) oder die Bauart (Autokino, Traditionskino).

Im Durchschnitt kommen in Deutschland auf 1.000 Menschen 9,6 Sitzplätze im Kino. Am besten ausgestattet sind die Stadtstaaten Bremen (17,2 Sitzplätze) und Berlin (13,5 Sitzplätze). Pro Sitzplatz werden jährlich im Durchschnitt 149 Tickets verkauft, dabei variiert die Spannbreite erheblich: Mit 99 verkauften Tickets pro Sitzplatz sind die Kinos im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern sehr viel weniger ausgelastet als in Hamburg, dem Spitzenreiter mit jährlich 211 verkauften Tickets pro Sitzplatz. (FFA, Kinoergebnisse 2019 in den einzelnen Bundesländern
Kinoergebnisse Bundesländer 2019, Copyright: FFA Filmförderungsanstalt

Die Großen: Multiplex-Kinos

Nach Definition der FFA – Filmförderungsanstalt sind Multiplexe Kinos mit wenigstens 8 Leinwänden. Die meisten Multiplexe entstanden in den zehn Jahren von Mitte der 1990er bis Mitte der Nullerjahre als Neubauten am Stadtrand oder an zentraler Stelle, z. B. in Bahnhofsnähe. Die führende Position am Markt nehmen die Cinestar und Cinemaxx-Kinos ein. Weitere Betreiber von Multiplexen sind UCI/AMC Theatres und Kinopolis und auch die meisten Mitglieder des Cineplex-Verbandes sind Multiplexe. Multiplexkinos zeigen fast ausschließlich „Mainstream“ – auf möglichst große Besucherzahlen ausgerichtete Produktionen meist amerikanischer Majors, große deutsche Produktionen und Event-Kino, gelegentlich aber auch erfolgversprechende Arthouse-Produktionen.

Im Jahr 2019 gibt es bundesweit an die 200 Multiplexe mit 1.513 Leinwänden. 16 % aller Ticketverkäufe entfielen auf 3D-Filme. Die Multiplexe erwirtschaften 46,7 % des Kinogesamtumsatzes. (FFA, Besucher-, Umsatz- und Eintrittspreisergebnisse der Multiplexe 2010 bis 2019)
Der Mittelstand: Mainstreamkinos, Traditionskinos, Cineplexe

Auch die überwiegende Zahl der übrigen Kinos in Deutschland spielen Mainstream und „Crossover“ – ein fließender Begriff, der Filme beschreibt, die zwischen künstlerischem Anspruch und Entertainment operieren und nennenswerte Besucherzahlen versprechen – sowohl zum Start als auch auf Prolongation. Hierzu gehören die großen Traditionshäuser aus den 1950er bis 1970er Jahren, oftmals Innenstadtkinos in Mittelstädten mit nur einem gigantischen Saal, aber auch neu errichtete Plexkinos mit bis zu 7 Sälen. Neben zahlreichen Einzelbetreibern, die ein oder mehrere lokale Kinos betreiben, agieren auch hier einige Ketten und der Cineplex-Verbund, in dem sich rund 90 mittelständische Kinobetriebe zusammengeschlossen haben. Die Häuser des Verbundes reichen vom Multiplex bis zum Ein-Saal-Haus und agieren in der Programmgestaltung unabhängig, beim Marketing und beim Einkauf von Filmen und Concessions aber gemeinsam. Als Ketten zentral geleitet sind die Cinemotion-Kinos von K-motion (14 Kinos), die Filmpalast-Kinos der Kieft-Gruppe (14 Kinos), die Traumpalast-Kinos der Lochmann-Gruppe (9 Kinos), die 8 Kinos der Flebbe Holding und die Yorck Kinogruppe.

Traditionelle Filmtheater, Cineplexe und Multiplexe sind seit dem Zusammenschluss des Hauptverbandes deutscher Filmtheater mit dem Multiplexverband Cineropa im gemeinsamen Verband HDF KINO e.V. organisiert.

fsk-Kino, Berlin, Copyright: INDIEKINO BERLIN, Fotografin: Marei Wenzel
Programmkinos und Arthouse-Kinos

Der Begriff Programmkino entstand zu Beginn der 1970er-Jahre in der BRD und verwies zum einen auf die gedruckten Monatsprogramme, die damals das Markenzeichen der alternativen Kinos waren und noch immer viele Filmkunsthäuser auszeichnen. Zum anderen spielten diese Kinos ein festes Programm täglich wechselnder Filme. Gezeigt wurden neben aktuellen Autorenfilmen auch Repertoire-Filme und thematische Filmreihen. Heute definieren sich Programm- bzw. Arthouse-Kinos in Deutschland vor allem über die Qualität und Experimentierfreudigkeit ihrer Filme und die Vielzahl und Vielfalt ihrer Veranstaltungen: internationale Independent-Produktionen, Debütfilme, europäisches Kino, junge deutsche Regisseurinnen und Regisseure, Filme in Originalfassung, Festivals. Als alternative Bezeichnungen für Programmkino finden sich neben Arthouse-Kino auch Filmkunsthaus, Studiokino, Off-Kino und Independent-Kino. Fast die Hälfte aller reinen Programmkinos stehen in Großstädten, aber auch in der Fläche sind die Arthouse-Angebote gut vertreten.

Programmkinos und Filmkunsthäuser sind seit dem Zusammenschluss der Arbeitsgemeinschaft Kino und der Gilde deutscher Filmkunsttheater im gemeinsamen Verband AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V. organisiert.

Im Jahr 2018 definierten sich 457 Kinos mit 714 Sälen selbst als Programmkinos, weitere 95 gaben an, in einzelnen Sälen ein Programmkinoangebot zu spielen. Die Arthouse-Leinwände machten 17,1 % des Kinomarktes aus und erwirtschafteten mit 113 Millionen Euro 12,6 % des Gesamtumsatzes der Kinobranche. (FFA, Programmkinos in der Bundesrepublik Deutschland und das Publikum von Arthouse-Filmen im Jahr 2018)


Kommunale Kinos

Das Filmangebot von Programmkinos und kommunalen Kinos ähnelt sich oftmals. Der Unterschied liegt in der gewerblichen Struktur. Während es sich bei Programmkinos um unabhängige gewerbliche Unternehmen handelt, werden kommunale Kinos von der Kommune (teil)finanziert und unterliegen damit einem besonderen kulturellen Anspruch und Bildungsauftrag. Die kommunalen Kinos sind im Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V. zusammengeschlossen.

Kino-Sonderformen: Open-Air, Autokinos etc.

Die genannten Kinoarten machen die Mehrzahl aller Kinos in Deutschland aus. Daneben gibt es eine Reihe von Kino-Sonderformen. Bedeutsam für den Kinomarkt sind dabei vor allem die Open-Air-Kinos, die im Jahr 2019 beinahe 10 Millionen Euro Umsatz machten. Viele feste Häuser betreiben saisonale Freilichtbühnen und federn so auch einen Teil der Umsatzeinbußen in den Sommermonaten ab. Einige Open-Air Kinos sind im Kinosommer Deutschland – Bundesverband der Open Air Kinos e.V. zusammengeschlossen. An zweiter Stelle stehen Vereinskinos, die nicht-gewerblich wirtschaften. Oftmals werden Arthouse-Kinos oder kommunale Kinos von Vereinen getragen, aber auch Uni-Kinos und Filmclubs firmieren mitunter als Vereinskino. Wanderkinos bieten Kino an wechselnden Orten, wie etwa das „Nomadenkino“ in Berlin. Eine jüngere Entwicklung sind Premium-Kinos, die mit besonderem Ambiente und Service (Ledersitze, Tische, Tapas, Qualitätsweine) ein zahlungskräftigeres Publikum ansprechen. Die fast ausgestorbenen Autokinos erleben mit der Coronakrise einen Wiederaufschwung. Pornokinos gibt es nur noch vereinzelt.

Sommerkino im Landschaftspark, Copyright: Landschaftspark Duisburg-Nord Fotograf: Thomas Berns

3 Die Verleihlandschaft

Wichtigster Kooperationspartner für den Kinobetrieb ist der Filmverleih, bei dem das Kino die Aufführungsrechte eines Films erwirbt und DCPs ordert (Digital Cinema Package, das digitale Standardfilmformat, siehe „DCP, KDM, Mediablock & Server“). Der Verleih erwirbt seinerseits die Lizenzrechte an einem Film für einen bestimmten Zeitraum (z. B. fünf Jahre) und ein bestimmtes Gebiet (z. B. Deutschland) vom Weltvertrieb oder direkt von der Produktionsfirma. In diesem Zeitraum kann das Unternehmen den Kinofilm vermarkten, an die Kinos vermieten und ihn anschließend auf Video und im Fernsehen bei entsprechender Nachfrage weiter verwerten. Der Verleih bestimmt den Kinostarttermin, erstellt die DCPs, konzipiert und organisiert Marketingkampagne, Pressebetreuung und Werbematerial (siehe „Filmwerbung & Verleihmarketing“) und verhandelt mit den Kinos über den Einsatz.

Im Jahr 2018 waren insgesamt 126 Verleihunternehmen am deutschen Markt tätig. Sie brachten 488 Spielfilme und 153 Dokumentarfilme ins Kino. 62 % des Jahresumsatzes werden mit den 140 US-amerikanischen Produktionen erzielt, die 28,7 % des Gesamtfilmangebots ausmachen. Die Top Ten des Jahres 2018 spielten 32 % des Gesamtumsatzes der Verleihbranche 2018 ein. (SPIO, Filmstatistisches Jahrbuch 2019)
US-Majors, Constantin, Studiocanal, Leonine

Unter „US-Majors“ versteht man die großen deutschen Verleihdependancen US-amerikanischer Produktionsfirmen: Disney, Warner Bros., Universal Pictures, Paramount und Sony, die vor allem die Filme ihrer Mutterfirmen bzw. der großen US-Studios vertreiben. Zu den Verleihdependancen großer Produktionsfirmen zählen auch Studiocanal, Leonine und der umsatzstärkste deutsche Filmverleih Constantin Film. Im Jahr 2019 waren 47 der 50 besucherstärksten Filme im Verleih von Majors.

Die meisten Majors und eine Reihe mittelständischer Verleihunternehmen sind im Interessenverband Verband der Filmverleiher e. V. (VdF) zusammengeschlossen.

Unabhängige Filmverleiher

An die 50 unabhängige Filmverleihe bilden den Kern des deutschen Arthouse-Verleihmarktes. Ihre Stärke ist ihr individuelles Profil, der direkte Kontakt zu den Kinos und ein spezielles Zielgruppenmarketing für jeden einzelnen Film. Das Spektrum reicht von Ein-Personen-Unternehmen, die oftmals für die Herausbringung eines einzigen Filmes gegründet wurden, über aus Kinobetrieben hervorgegangene Verleihe (Peripher, Kairos) und Verleihfirmen mit einer bestimmten thematischen Spezialisierung wie AV Visionen (Anime) oder Salzgeber Medien (queeres Kino) bis hin zu den Großen der Filmkunstbranche: Alamode Film, DCM, Neue Visionen, MFA+ Filmdistribution, Pandora, Piffl Medien, Weltkino, Prokino, Wild Bunch und X Verleih.

Mehr als 30 unabhängige Filmverleihunternehmen sind Mitglieder in der AG Verleih – Verband unabhängiger Filmverleiher e. V.

Kleinst- und Eigenverleih

Die Digitalisierung ermöglicht es, Filme mit überschaubarem Aufwand auf den Markt zu bringen, insbesondere sind die Kosten für die Produktion von 35-mm-Filmkopien und deren Versände weggefallen. Zunehmend treten deshalb auch Produktionsfirmen oder Einzelpersonen als Verleih auf und bringen ihre Filme in Eigenregie ins Kino. Im Jahr 2017 erreichte die Reisedokumentation „Weit – Geschichte von einem Weg um die Welt“ allein über virales Marketing mehr als eine halbe Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Oft müssen in dieser Konstellation aber auch die Kinos Vermarktung und Ansprache der entsprechenden Zielgruppen übernehmen.

Im Jahr 2018 brachten 49 Verleihfirmen jeweils einen Film ins Kino, 53 Verleihe starteten zwischen zwei und acht Filme und 24 Verleihfirmen brachten jeweils mehr als neun Filme ins Kino. (SPIO, Filmstatistisches Jahrbuch 2019)
Filmvertriebsgesellschaften

Zur Verleihlandschaft gehören auch eine Reihe von Unternehmen wie Die Filmagentinnen, Central Film, 24Bilder und Filmwelt, die sich auf die Disposition von Filmen spezialisiert haben und den Vertrieb für Verleihfirmen übernehmen. Dauerhafte Vertriebspartnerschaften bestehen beispielsweise zwischen Prokino und Studiocanal, Alamode Film und den Filmagentinnen oder X Verleih und der Disposition von Warner Bros. In diesem Fall buchen Kinobetriebe die Filme nicht beim Verleih, sondern beim zuständigen Vertrieb.

Sonstige Rechteinhaber

Grundsätzlich ist es einem Kino auch möglich, Filme zu zeigen, die nicht oder nicht mehr über einen Verleih verfügbar sind. In diesem Fall muss die Verhandlung über die Aufführungsrechte mit den derzeitigen Rechteinhabern, meist der Produktionsfirma, geführt werden (siehe „Die Filmbestellung“).

4 Verbände und Institutionen

Alle Segmente der Verwertungskette unterhalten eigene Interessenvertretungen. Die Kinos sind je nach Ausrichtung in drei Verbänden organisiert, dem Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino e. V.), der Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater (AG Kino – Gilde e. V.) und dem Bundesverband kommunale Filmarbeit (BkF e. V.). Diese wiederum sind Mitglied in der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), der Gesamtvertretung der deutschen Filmindustrie. Im Folgenden findet sich eine Übersicht über die Verbände und Institutionen, mit denen Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber bei der täglichen Arbeit zu tun haben. Informationen zu den Förderinstitutionen von Bund, Ländern und Europäischer Union finden sich im Kapitel „Kinoförderung“.

SPIO – Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e. V.

Dachverband von derzeit 20 Berufsverbänden der deutschen Film-, Fernseh- und Videowirtschaft, die insgesamt mehr als 1.200 Mitgliedsfirmen repräsentieren. Die SPIO vertritt die Belange der Filmwirtschaft im öffentlichen und politischen Raum und sammelt statistische Daten zur Filmwirtschaft. Darüber hinaus ist sie Trägerin der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft), die über Altersfreigaben für Filme entscheidet. spio.de

FFA – Filmförderungsanstalt

Die FFA (Filmförderungsanstalt) ist Deutschlands größte und zugleich wichtigste wirtschaftliche und verwaltungstechnische Förderinstitution im Filmbereich. Sie ist eine Bundesanstalt des öffentlichen Rechts und ihre Tätigkeit ist im Filmförderungsgesetz (FFG) geregelt. Sie finanziert sich durch Filmabgaben der Kinos und Videoprogrammanbieter sowie durch Unterstützungsleistungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, der privaten Fernsehsender und einiger Streaming-Anbieter. Die FFA veröffentlicht Marktdaten und Analysen und vergibt Förderungen für Produktion, Drehbuch, Verleih- und Videovertrieb sowie für das Filmabspiel. ffa.de

HDF KINO e.V. – Hauptverband deutscher Filmtheater

Der Zusammenschluss von Traditionskinos, mittelständischen Kinos und Multiplexen repräsentiert über 600 Unternehmen mit über 3.000 Leinwänden. Zweck des HDF KINO ist die Wahrung und Förderung der gemeinsamen Interessen der Filmtheater. Der HDF KINO vertritt die Belange der Filmtheater gegenüber anderen Sparten der Filmwirtschaft sowie anderen Wirtschaftszweigen, Behörden und Parlamenten auf nationaler und internationaler Ebene. Der HDF KINO bietet Rechtsberatung für seine Mitglieder, organisiert Kinokampagnen und richtet einmal jährlich den Kinokongress, die größte Kino-Branchenveranstaltung im deutschsprachigen Raum aus, der Verleihfirmen, Kinobetriebe und Dienstleister zusammenbringt. Darüber hinaus ist der HDF KINO im Board of Directors der UNIC, dem europäischen Dachverband der Kinobetreiber, vertreten. hdf-kino.de

Kinopolis Gießen, Copyright: Kinopolis

AG Kino – Gilde – Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V.

Die AG Kino – Gilde wurde 2003 durch Zusammenschluss der AG Kino und der Gilde deutscher Filmkunsttheater gegründet. Sie vertritt die Interessen von über 300 Filmkunsttheatern und Programmkinos gegenüber Konzernen, Behörden, Verbänden sowie auf der politischen Ebene und unterstützt die Kinos bei ihrer täglichen Arbeit. Der Verband organisiert die Filmkunstmesse Leipzig und die „AG Kino – Gilde Screenings“ während der Berlinale und betreibt das Branchenportal programmkino.de. Die AG Kino – Gilde ist Mitglied im internationalen Arthouse-Kinoverband CICAE und entsendet mit diesem Kinobetreiber-Jurys auf Arthouse-Festivals (Berlinale, Filmfest Hamburg, Festival de Cannes). agkino.de

BkF – Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V.

Der Bundesverband kommunale Filmarbeit vernetzt 152 kommunale Kinos und unterstützt sie bei der Umsetzung ihres Bildungs- und Kulturauftrags. Der BkF kuratiert eigene Filmreihen, gibt das Film- und Branchenmagazin Kinema kommunal heraus und richtet den Bundeskongress kommunale Filmarbeit aus. Auf der Berlinale vergibt der BkF den Caligari-Filmpreis für den besten Film der Sektion „Forum“. kommunale-kinos.de

Kinosommer Deutschland – Bundesverband der Open Air Kinos e.V.

Der Verband der Open-Air-Kinos hat sich im Jahr 2019 gegründet und setzt sich für die gemeinsamen Belange der Freilichtkinos ein. kinosommer-deutschland.de

Hauptverband Cinephilie e. V.

Im Hauptverband Cinephilie haben sich spartenübergreifend Firmen und Einzelpersonen aus Kino, Verleih, Produktion, Bildung und Presse zusammengeschlossen, um sich für eine Förderung der Filmkunst einzusetzen. Der Hauptverband Cinephilie fördert den Austausch unter den Mitgliedern und mischt sich in politische Debatten ein. hvcinephilie.de

CICAE – Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai

Dem Internationalen Verband der Filmkunsttheater, so der deutsche Name der CICAE, gehören insgesamt über 2.000 Mitglieder aus 44 Ländern an – Einzelpersonen, Filmtheater, Verbände und Festivals. Die CICAE setzt sich für Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene, die öffentliche Förderung von Filmkunsttheatern und den Verleih internationaler Arthouse-Filme ein. Neben Fortbildungen für die Arthouse-Industrie organisiert sie den weltweiten European Arthouse Cinema Day. cicae.org/de

UNIC – Union Internationale des Cinémas

Die Union Internationale des Cinémas/International Union of Cinemas (UNIC) ist der europäische Dachverband der Kinobetreiber und anderer wichtiger Akteure der Kinobranche und hat Mitglieder aus 38 Ländern europäischen Ländern. Sie setzt sich für eine lebendige Kinokultur in Europa ein und ist das Sprachrohr der Kinos auf EU-Ebene. Die UNIC ist Mitveranstalter der CineEurope in Barcelona und bietet regelmäßig Fortbildungen und Austauschmöglichkeiten an. unic-cinemas.org

VdF – Verband der Filmverleiher e. V.

Die Interessenvertretung der Filmverleiher gründete sich 1948 mit Sitz in Berlin. Der Verband, dem derzeit 24 Verleihfirmen angehören, hat sich die Beratung, Vertretung und Wahrnehmung der Interessen der Mitgliedsfirmen in gemeinsamen Angelegenheiten zum Ziel gesetzt. Die Tätigkeit des Verbandes umfasst die Repräsentanz des Filmverleihs im In- und Ausland, die Vertretung vor Behörden, öffentlichen Stellen und Verbänden der anderen Filmsparten sowie die Vertretung des Filmverleihs in den gemeinsamen Institutionen der Filmwirtschaft. vdfkino.de

AG Verleih – Arbeitsgemeinschaft der unabhängigen Filmverleiher e. V.

In der AG Verleih haben sich über 30 unabhängige Verleihfirmen zusammengeschlossen. Der Verband setzt sich dafür ein, die wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen für den Verleih von Filmen unabhängiger Produktionsfirmen und junger Talente, von Dokumentarfilmen, Kurzfilmen und sehenswerten Filmen aus aller Welt zu verbessern. Viele Verleihfirmen sind in beiden Verleihverbänden vertreten. ag-verleih.de

AG Kurzfilm – Bundesverband deutscher Kurzfilm e. V.

Die AG Kurzfilm ist die bundesweite Interessenvertretung für den deutschen Kurzfilm. Mitglieder sind Filmfestivals, Film- und Kunsthochschulen, Kurzfilmverleih und -vertriebsunternehmen sowie weitere Institutionen der Film- und Kinobranche. Der Verband setzt sich für eine verbesserte Wahrnehmung des Kurzfilms allgemein und die Vermarktung deutscher Kurzfilme in Besonderen ein. Die AG Kurzfilm organisiert den Kurzfilmtag am 21. Dezember sowie die Kinotournee „Deutscher Kurzfilmpreis“ und gibt das Online-Magazin shortfilm.de heraus. ag-kurzfilm.de

Deutscher Kinematheksverbund

Im deutschen Kinematheksverbund sind Filmarchive und Kinematheken zusammengeschlossen. Der Verbund wurde 1978 vom Bundesfilmarchiv, dem Deutschen Filminstitut (DFF) und der Deutschen Kinemathek gegründet. Später kamen CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung, die Filmmuseen Düsseldorf, München und Potsdam sowie das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart hinzu. Als ständige Gäste nehmen neben Behördenvertretern auch die DEFA-Stiftung und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung an den Sitzungen des Koordinierungsrats teil. Der Kinematheksverbund koordiniert die Aktivitäten der Mitglieder und vergibt einmal im Jahr den Lotte-Eisner-Preis an kommunale und nicht-gewerbliche Kinos. kvb.deutsche-kinemathek.de

AG DOK – AG Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.

In der AG Dok sind 900 Firmen und Filmschaffende zusammengeschlossen, die im Dokumentarfilmbereich arbeiten. Die AG Dok vertritt die Interessen des Dokumentarfilms, vertreibt deutsche Dokumentartfilme im Ausland, organisiert Fortbildungen und Fachtagungen für ihre Mitglieder und gibt das Branchenmagazin Böck Box heraus. agdok.de

FSK – Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft GmbH

Die Prüfjurys der FSK vergeben auf Basis des Jugendschutzgesetzes Altersfreigaben (ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren) für Medien, zu denen neben Kinofilmen auch Home-Entertainment-Formate wie DVD und Blu-Ray gehören. Darüber hinaus engagiert sich die FSK für den Jugendschutz im Internet und prüft Webangebote. Die Prüfung ihrer Filme ist für Verleihe freiwillig und kostenpflichtig. Eine gesetzliche Pflicht besteht nicht, faktisch durchlaufen aber alle in Deutschland im Kino vorgeführten Filme eine FSK-Prüfung (siehe „Kinder- und Jugendkino“ und „Jugendschutz“). Die FSK ist eine Einrichtung der Filmwirtschaft, Trägerin der FSK ist die SPIO. fsk.de

FBW – Filmbewertungsstelle Wiesbaden

Die FBW (gegründet 1951) ist eine Einrichtung der Bundesländer im Status einer Oberen Landesbehörde mit dem Zweck der Förderung filmisch, künstlerisch und gesellschaftlich herausragender Filme. Die unabhängigen Jurys der FBW vergeben die Filmprädikate „wertvoll“ und „besonders wertvoll“, die zum Marketing der Filme eingesetzt werden können und den Zugang zur Filmförderung erleichtern. fbw-filmbewertung.com

FDW – Werbung im Kino e. V.

Der FDW ist die Interessenvertretung aller Mitgliedsfirmen, die sich mit Werbung auf der Kinoleinwand beschäftigen. Der FDW veröffentlicht auf seiner Webseite eigene Marktanalysen und die aktuellen IVW-Staffeln (siehe „Werbeverwaltungsvertrag“).fdw.de

GEMA – Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte

Die GEMA ist eine Verwertungsgesellschaft mit fast 70.000 Mitgliedern aus den Bereichen Komposition, Textdichtung und Musikverlag. Sie verwaltet in Deutschland die Nutzungsrechte aus dem Urheberrecht ihrer Mitglieder und von mehr als zwei Millionen weiteren Rechteinhabern aus aller Welt. Für die öffentliche Aufführung urheberrechtlich geschützter musikalischer Werke müssen Lizenzvergütungen an die GEMA abgeführt werden, die diese nach einem komplexen Verteilungsschlüssel an ihre Mitglieder ausschüttet. Dies betrifft Konzerte, aber auch die Foyermusik im Kino, die mit einem pauschalen Beitrag lizensieren werden kann (siehe „GEMA-Gebühren"). gema.de

Vision Kino – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz gGmbH

Vision Kino ist eine bundesweite Service-Einrichtung für schulische und außerschulische Filmarbeit und eine zentrale Informationsstelle für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Film- und Medienschaffende. Vision Kino organisiert, koordiniert oder unterstützt Projekte, die sich der Förderung von Film- und Medienkompetenz im Kino verschrieben haben und gibt Kinder- und Jugend-Filmempfehlungen heraus. visionkino.de

Deutsche Filmakademie e. V.

Die Deutsche Filmakademie bietet Filmschaffenden ein Forum und will das Ansehen des deutschen Films fördern: durch Publikationen, Vorführungen, Diskussionsveranstaltungen und die Förderung des Unterrichtsfachs Film an den Schulen. Die Deutsche Filmakademie organisiert unter anderem den Deutschen Filmpreis LOLA und den Nachwuchspreis First Steps Award, kuratiert das Filmbildungsprogramm „Klassiker sehen – Filme verstehen“ und informiert auf dem Wissensportal vierundzwanzig.de über Aspekte des Filmemachens. deutsche-filmakademie.de

Link-Sammlungen mit weiteren Informationen zu Verbänden der Filmwirtschaft finden sich auf den Seiten der Filmförderungsanstalt (FFA) auf ffa.de und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) auf spio.de

5 Ressourcen

Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO): Filmstatistisches Jahrbuch, Wiesbaden: erscheint jährlich, mit Links und Informationen zur Filmbranche, spio.de

Filmförderungsanstalt (FFA): Publikationen und Statistiken zur deutschen Filmwirtschaft und zum Kinobesuch, ffa.de

Castendyk, Oliver (2014): Kinobetriebsstudie. Daten zur Kinowirtschaft in Deutschland, Hamburg: Geschichte und Ökonomie der deutschen Kinolandschaft, hdf-kino.de/presse/publikationen/

Deutsche Filmfestivals: german-films.de/festivalguides/

Europäische audiovisuelle Informationsstelle: Filmbesucherzahlen in Europa, lumiere.obs.coe.int

MEDIA Salles: Statistiken zum europäischen Kino und zur Digitalisierung, mediasalles.it

Hahn, Anke, und Schierse, Anna (2004): Filmverleih, Konstanz: Überblick über die Arbeit des Filmverleihs

creativeBase GmbH (Hrsg.): Das Kinohandbuch, Köln: aktuelle Kino- und Industrieadressen mit Ansprechpartnern, Statistiken, Branchenterminen, erscheint jährlich, mediabiz.de/relaunch/khb/

Gefördert durch: FFA Filmförderungsanstalt